Die wenig bekannte Namensgeberin für die Kiezhaus-Räume in der Afrikanischen Straße 74, Agnes Reinhold, war eine Ausnahmeerscheinung unter den proletarischen Frauen im späten 19. Jahrhundert. Stark veränderte Arbeits- und Produktionsbedingungen und deren Auswirkungen, waren Ausgangspunkte für ein erstarkendes Bewusstsein unter Arbeiter und Arbeiterinnen in den damaligen neu entstehenden Fabrikkomplexen.

Der späte Übergang vom Feudalismus in das moderne Industriezeitalter brachte auch in Deutschland eine radikale Umwälzung der Verhältnisse. Viele Menschen mussten in die neuen Metropolen wie Berlin ziehen, um dort Arbeit, Lohn und Brot zu finden. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen für proletarische Familien waren gleichzeitig katastrophal. Wegen dieser Zustände erstarkten Arbeiterzusammenschlüsse, in denen sich auch einige Frauen organisierten. Diese Zusammenschlüsse erkannten und kritisierten die frühen kapitalistischen Zustände und wollten u.a. radikale Veränderungen im Sinne der notleidenden Masse von Arbeiter:innen erkämpfen. Aktive proletarische Frauen wie Agnes Reinhold organisierten sich illegalisiert und unter ständigen Repression der damaligen preußischen Monarchie. Sie richteten sich zum „Sturz der Tyrannei” direkt an die arbeitenden Frauen dieser Zeit.

Um die Bedingungen und Vorzeichen unter denen Agnes Reinhold lebte und kämpfte besser zu verstehen, laden wir am 18. und 19. November 2022 zu historisch-politischen Bildungstagen ins Kiezhaus Agnes Reinhold. Darüber hinaus wollen wir uns die Entstehung der frühen Arbeiter*innenbewegung in Deutschland, ihre Organisationsformen und Ziele verdeutlichen um aktuelle soziale Kämpfe z.B. in Fragen der Wohnraumversorgung besser einordnen zu können. Abschließend öffnen wir den Raum für eine solidarische Reflexion einer angemessenen Praxis im neoliberalen Kapitalismus heute.


Programm und Ablauf:

Tag 1 – Fr. 18.11.2022 (Neu!)

Begrüßung und Input
Die frühe Arbeiter*innenbewegung in Deutschland
Entstehung, Akteure, Organisationsformen und Ziele.
Durchgeführt von der Stadtteilorganisierung „Hände weg vom Wedding!“.
18:00 – 21:00 Uhr

Tag 2 – Sa. 19.11.2022 (Neu!)

Input
Wer war Agnes Reinhold?
Überblick über bekannte Stationen ihres Lebens.
Durchgeführt von der Gustav Landauer Initiative
11:00 – 12:30 Uhr

Mittagessen und kleiner Kreativteil

Input und Diskussion
Krisen und soziale Kämpfe in Berlin des 21. Jahrhunderts
Reflexion über eine angemessene Praxis heute.
Durchgeführt von Mitgliedern aktiver Gruppen im „Kiezhaus Agnes Reinhold“
15:30 – 17:30 Uhr

Wir bitten vorab um eine Anmeldung da die Plätze zur Teilnahme begrenzt sind!
Schreibt einfach eine Mail oder eine Nachricht an +49 151 55811505

Historisch-politische Bildungstage „Agnes Reinhold und ihre Zeit“ (UPDATE)