Gemeinsames Abendessen zum 1. Mai im Kiezhaus

Seit über hundert Jahren steht der 1. Mai in der Tradition des Kampfes der internationalen Arbeiter:innenklasse. Ausgangspunkt war ein am 1. Mai 1886 ausgerufener Generalstreik in den USA, welcher wenige Woche später im Haymarket-Massaker in Chicago niedergeschlagen wurde.

Errungenschaften der Arbeiter:innen aus den Folgejahrzehnten werden bis heute verteidigt: der 8-Stunden-Tag, die 5-Tage-Woche oder die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Doch viele Verbesserungen, Organisationen und Institutionen der Arbeiter:innenbewegung fielen der Reaktion im späten 20. Jahrhundert zum Opfer. Der anhaltende Abbau von Grundrechten und Sozialleistungen im kapitalistischen Deutschland, ist eine aktuelle Fortsetzung dieser Angriffe. Diese Geschichte bleibt eine anhaltende Geschichte von Klassenkämpfen. Wir können und sollten mehr von diesem Leben erwarten. Durch Solidarität und Organisierung, ist es auch in scheinbar ausweglosen Zeiten möglich, unserem Ziel näher zu kommen: Ein Leben ohne Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung.

Am Wedding möchten wir diesen Tag bei einem gemeinsamen Essen im Kiezhaus ausklingen lassen. Ab 17 Uhr öffnen wir daher unsere Türen für Musik und kleine Speisen – unterstützt von aktiven Nachbar:innen unserer regelmäßigen Kiezküche.

Weitere Termine am 1. Mai in Berlin:

Fußballfans im Visier des Staates – Infoabend über Fanrechte zum internationalen Tag gegen Polizeigewalt

Jedes Wochenende begehen hundertausende fußballbegeisterte Menschen die Spielstätten der Republik. Ob Bundes- oder Bezirksliga, ob alt ob jung – im Fokus steht ein bisschen Erholung vom Alltag, die Lust am Beisammensein und natürlich, der Sport.

Zugleich sind aktive Fanszenen, Fankultur in den Kurven und die berüchtigten Ultra-Gruppen ein großer Magnet vor allem für Jungendliche und junge Erwachsene geworden. Jedes Wochenende heißt es entweder im eigenen Stadion oder im Gästeblock: Alles für den Klub, alles für den Fußball! In dieser Leidenschaft geht es mitunter heiß her. Nicht selten durch stimmungsvolle Pyrotechnik, minutiös geplanter Choreographien oder kritischen Spruchbändern. Fankultur ist längst ein Faktor für jeden Vereinsvorstand.

Doch auch das Geschäft und der Massensport Fußball ist selbstverständlich von gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen beeinflusst und längst kein „rechtsfreier Raum“. Ganz im Gegenteil: Das Niveau an organisierten aktiven Fans weckt den Ruf nach immer mehr Kontrolle und Regulierung auf den Plan der Behörden.

»Wasserwerfer, Ganzkörperkontrollen und sogar Drohnenüberwachung gehören mittlerweile zum Standardrepertoire der Polizei« (Dachverband der Fanhilfen e.V.)

Selbst dieser kleine Einblick in das Arsenal bietet an Spieltagen ein beachtliches Konfliktpotenzial und führt nicht zuletzt zu realen Repressalien gegenüber aktiven Fans und allen anderen Stadionbesucher:innen. Auswirkungen dieser Hochrüstung werden von Fanhilfen schon lange kritisiert. Um effektiver gegen das Feinbild »Fußballfan« vorzugehen haben sich 22 Fanhilfen zu einem bundesweiten Dachverband zusammengeschlossen.

Am Vorabend des 15. März, dem internationalen Tag gegen Polizeigewalt, haben wir nach unserer wöchentlichen Kiezküche die Strafverteidigerin Gloria Holborn (Vorstand der Fanhilfe Hertha BSC) und den Fan- und Fachwanwalt für Sport und Strafrecht Rene Lau (Kolumne „Beim Fananwalt“) zu Gast. Ab 19:30 Uhr wollen wir mit beiden Experten die Arbeit der Fanhilfen vorstellen und dabei die aktuelle Entwicklung der Repressalien gegen Fans illustrieren. Gemeinsam könnten wir uns der Frage nähern welche gesellschaftlichen Auswirkungen diese Entwicklungen haben.

Wir freuen uns auf einen entspannten Abend mit vielen Interessierten, Fans und Nachbar:innen rund um unser Kiezhaus.

Infoabend am 14.03.23 ab 19:30 Uhr im Anschluss der Kiezküche

Offener Austausch- und Infoabend zum Thema Altersarmut

Offener Info- und Austauschabend zum Thema Altersarmut mit der Journalistin Renate Straetling.

„Im Dezember 2020 betrug der Anteil der Empfänger von Grundsicherung im Alter bundesweit im Durchschnitt 3,2%. In Deutschland im Jahr 2018 waren 411.000 Fälle und im Dezember 2021 waren es schon 589.000 Personen, die Grundsicherung im Alter bezogen. Vor allem in Berlin ist die Zahl in den letzten Jahren gestiegen – und arme Stadtteile wie der Wedding sind besonders betroffen.“

In der Reihe „Ü60-Kolumne“ im Weddingweiser Blog veröffentlichte die Journalistin und Wissenschaftlerin Renate Straetling 2022 den Artikel „Altersarmut: Jonglieren bis zum Lebensende“. Im Bereich Leopoldplatz waren beispielsweise im Jahr 2021 über ein Viertel der Ü65 Jährigen von Grundsicherung abhängig. Wenn also die finanzielle Rentenbemessung, besonders für lohnabhängige Frauen mit niedrigem Einkommen, schon vor der aktuellen Krise nicht für ein gesundes Leben reichte, dann führt sie heute offensichtlich immer mehr Menschen in die Armut. Ein krisenhaftes, auf Profit und Rendite ausgerichtetes Wirtschaftssystem und die aktuelle Regierungspolitik sind Motoren dieser Entwicklung. Wir vergessen dabei nicht die letzte Erhöhung des Renteneintrittsalters im Jahr 2007 unter scheinheiligen Argumenten der großen Koalition. Das fleißige Privatisieren, der Abbau sozialer Infrastruktur und der anhaltende Mietenwahnsinn, welche stark zur Verdrängung und Verarmung von Renter*innen beitragen.

Die aktuellen Rentenproteste in Frankreich zeigen, dass es möglich ist dieser real existierenden Not Ausdruck zu verleihen. Und zwar durch eine geeinte soziale Bewegung. Denn nach einer Stimme, die unsere Interessen im Parlament vertritt und tatsächliche Veränderung durchsetzen würde, suchen wir momentan vergebens. Um soziale Bewegungen im Wedding auf- und auszubauen möchten wir das Kiezhaus Agnes Reinhold nutzen und in einen bestärkenden und solidarischen Austausch zum Thema Altersarmut treten. Wir laden euch herzlich ein eure Erfahrungen, Erkenntnisse und Fragen mitzubringen!

Organisiert von der Stadtteilorganisierung „Hände weg vom Wedding!“

Freitag, 03.03.23. ab 18 Uhr

Kiezküche sammelt Spenden für Nothilfe

[türkçe] [عربي]

Anlässlich der großen humanitären Notlage in Folge mehrer schwerer Erdbeben in der syrisch-türkischen Grenzregion, in der Nacht auf den 6. Februar, wollen wir im Rahmen unserer nächsten Kiezküche Geldspenden sammeln. Damit die Benachteiligung bei der Vergabe von Hilfeleistungen durch staatliche Strukturen ausgeschlossen werden kann, spenden wir das Geld an den Kurdischen Roten Halbmond in Rojava (Westkurdistan). Die durch die jahrelange Armuts- und Kriegspolitik abgeschnittenen Regionen werden durch eine lokale zivilgesellschaftliche Hilfe versorgt. Diese haben sich über Jahre etabliert und leisten Soforthilfe ohne bürokrartische Umwege.

Wir laden euch zur nächsten Kiezküche ein und bitten um eure Spenden. Der gesammte Erlös geht an die Hilfsstrukturen des Kurdischen Roten Halbmondes (Unterstützt durch Medico International)

Datum: 14.02.23
Beginn: 18-21 Uhr, Afrikanische Str. 74

Viele Nachbar*innen aus unserer Nachbarschaft haben mehrere Familienmitglieder und Freunde verloren. Unsere Gedanken und Solidarität gilt Ihnen in diesen schweren Stunden.

Spendenadresse von Heyva Sor
https://www.heyvasor.com/de/alikari/

Direkt spenden per Paypal


Suriye-Türkiye sınır bölgesinde 6 Şubat gecesi meydana gelen şiddetli depremler sonucunda ortaya çıkan acil durum nedeniyle, bir sonraki mahalle mutfağımızda maddi bağış toplayacağız.

Devlet kurumları tarafından yardımların dağıtılmasında ayrımcılık yapılmasını önlemek adına, parayı Rojava’daki (Batı Kürdistan) Kürt Kızılay’ına bağışlayacağız. Yıllardır süren yoksulluk ve savaş politikaları nedeniyle kopan bölgeler, yerel sivil toplum yardımlarıyla besleniyor. Yıllar içinde kendilerini kanıtlamışlardır ve bürokratik engellere takılmadan anında yardım sağlamaktadırlar.

Sizleri bir sonraki Kiezküche’ye ziyaret etmeye ve bağışta bulunmaya davet ediyoruz. Tüm gelirler Kürt Kızılayı’nın (Medico International tarafından desteklenen) yardım yapılarına aktarılacaktır.

Tarih: 14.02.23
Başlangıç 18:00 – 21:00, Afrikanische Str. 74

Mahallemizdeki birçok komşu, aile üyelerini ve arkadaşlarını kaybetti. Içinden geçtiğimiz şu zor günlerde kalben daima sizinleyiz.


في لحظات اخيرة، ستقوم Kiezküche بتعديل برنامجها ليوم الثلاثاء والدعوة لجمع التبرعات لأغراض الإنسانية في ذلك المساء وفقا لطلب أحد الجيران المعروفين من Kiezhaus. سوف يلقي هذا الشخص أيضًا كلمة باختصار ذلك المساء.

بمناسبة حالة الطوارئ الإنسانية الكبرى نتيجة عدة زلازل شديدة في المنطقة الحدودية السورية التركية ، في ليلة 6 شباط / فبراير ، نريد جمع التبرعات المالية كجزء من نشاط Kiezküche القادم. من أجل تجنب المساوئ في تخصيص المساعدات من قبل هياكل الدولة، سوف نتبرع بالمال مباشرة إلى الهلال الأحمر الكردي في روجافا (غرب كردستان). هذه المناطق ، التي تعاني من سنوات من الفقر وسياسات الحرب ، سوف يتم دعمها من خلال مساعدة المجتمع المدني المحلي. المجتمع المدني المحلي أثبت ذلك على مدى سنوات ويقدمون مساعدة فورية دون انعطافات بيروقراطية.

ندعوك لزيارة امسية Kiezküche التالية ونطلب دعمكم بالتبرعات. ستذهب جميع العائدات إلى هياكل الإغاثة في الهلال الأحمر الكردي (بدعم من Medico International).

من الساعة 6 مساءً الى الساعة 9 مساءً
شارع Afrikanische Str. 74

لقد فقد العديد من الجيران في منطقتنا العديد من أفراد الأسرة والأصدقاء. أفكارنا وتضامننا معهم في هذه الأوقات العصيبة.

عنوان التبرع : https://www.heyvasor.com/de/alikari/

باي بال (Paypal)

Erklärung zur Berlin-Wahl 2023: Mehr Krieg und noch mehr Armut?

Im Rauschen der bürgerlichen Nachrichtenportale und Social-Media-Feeds überschlägt sich seit Wochen das Geschrei nach mehr Waffen und noch mehr Krieg. Kleinere Unternehmen straucheln, die Inflation ist weiterhin sehr hoch. Gleichzeitig dient das Ausmaß zunehmender sozialer Ungleichheit in der Bundesrepublik medial zwar als Schlagzeile, wird tendenziell aber heruntergespielt. Der offene Kriegskurs und die daraus folgende weitere Verschärfung der wirtschaftlichen und sozialen Krise, soll öffentlich in ihrem direkten Zusammenhang nicht bezweifelt oder gar in Frage gestellt werden. Der Berlin-Wahlkampf steht dieser Schweigsamkeit in nichts nach.

Wir sehen uns genötigt zu einer kurzen Stellungnahme. Nicht weil wir den Kampf für Frieden, Gleicheit und (Klima-)Gerechtigkeit im Parlament per se ablehnen aber unter den aktuellen Krisenerscheinungen und der deutschen Kriegsbeteiligung diesen heuchlerischen und entfremdeten „Weiter-so-Wahlkampf“ verurteilen. Die Lösungsangebote des Berliner Senats und seiner Opposition sind unter diesen Bedingungen eine politische Bankrotterklärung.

Die aktuellen Positionen nach Gerechtigkeit („Übergewinnsteuer“, „Umverteilung“, „Rekommunalisierung“, „Klimaschutz“) und Sicherheit („Preisbremse“, „Vergesellschaftung“, „Bildungsoffensive“) lassen aufhorchen aber verkommen bei genauem Hinschauen zur Mogelpackung. Der Frust und die Wut über leere Worte sind natürlich nicht neu, nach Jahren kapitalistischer Krisenwirtschaft, HartzIV und Mietenwahnsinn umso riesiger. Für uns im Kiezhaus ist diese Erfahrung der Alltag. Ob sich die Stimmung in der zunehmenden sichtbaren Ablehnung des im öffentlichen Raum abgeladenen Wahlkampfmaterials niederschlägt, können wir nur vermuten.

Karten auf den Tisch: Es steht nicht gut um eine erfolgreiche Veränderung der Kräfteverhältnisse zu Gunsten der Armen und ausgebeuteten Mehrheit. Auf das beispielhafte politische Aussitzen der Forderungen nach mehr Lohn und Entlastung der Beschäftigten im Gesundheitswesen zur Hochphase der Pandemie, folgt nun das Abwehren gewerkschaftlicher Forderung nach einem Inflationsausgleich der Belegschaften im öffentlichen Dienst. Sparen, Sparen, Sparen für den Profit von Wenigen. Keine Partei im Senat will an diesen Zuständen momentan etwas grundlegend ändern. Gleichzeitig läuft die Kriegsmaschinerie, fordert Entbehrung im nun offenen Krieg der Bundesregierung gegen Russland und verfeuert Unsummen. Wir wünschen den streikenden Kolleg*innen einen langen Atem und eine konfliktorientierte Auseinandersetzung zur Abfederung der immensen Preissteigerungen. Letztlich das richtige Signal: Streiks statt Panzer!

Das Kiezhaus Agnes Reinhold will moralisch niemanden in Sachen Stimmabgabe ins Gewissen reden. Wir wissen auch um engagierte Einzelpersonen in den Kiezbüros der Senatsparteien. Wir plädieren aber dafür, sich in unabhängige politische Basisinitiativen einzubringen, mit uns weiter eine soziale Bewegung aufzubauen – für eine echte demokratische Interessenvertretung statt Mitmachen bei der bloßen Armutsverwaltung der Regierung. Wir plädieren dafür, den Protest gegenüber diesem Fiasko was sich Berlin-Wahl 2023 nennt, konstruktiv zu kanalisieren.

Kiezhaus-Rat, Januar 2023


Autorenlesung: „Dakhil – Inside Arabische Clans“

Am Abend des 22. Februar 2023 lädt das Kiezhaus um 19 Uhr zur einer Lesung mit den Autoren Mohamed Chahrour und Marcus Staiger zu ihrem jüngst veröffentlichten Buch „Dakhil – Inside Arabische Clans“.

Statt nur über Clans zu sprechen, wie es in den deutschsprachigen Medien üblich ist, sprechen Mohamed Chahrour und Marcus Staiger mit ihnen. In zahlreichen Interviews und persönlichen Gesprächen zeichnen sie die Flucht und Einwanderungsgeschichte der Clans in Deutschland nach und setzen diese in einen historisch-politischen Zusammenhang. Vom Nahen Osten bis ins Ruhrgebiet. Von der Levante bis nach Berlin-Neukölln. Von Flucht und Vertreibung bis hin zur leidigen Integrationsdebatte.

https://dakhil-inside.com/

Rassistische und reaktionäre Debatten um den Zusammenhang von Sicherheit, Kriminalität und die (vermeintliche) ethnische oder kulturelle Zugehörigkeit von Personengruppen, spielen in der medialen Öffentlichkeit, in staatlichen Institutionen und auch in der Bezirkspolitik im Wedding seit Jahren eine große Rolle. Zuletzt zu beobachten im Rahmen der „Diskussion“ der Vorkommnisse in der Silvesternacht 2023. Rechte und reaktionäre Kräfte in der Gesellschaft legitimieren sich regelmäßig über diese virtuellen und ordnungspolitischen Hetzjagden. Damit einher gehen rassistische Polizeikontrollen und eine alltägliche Stigmatisierung. Um von der eigenen Verantwortung für soziale Probleme abzulenken oder Unsummen für den Polizeiapparat zu rechtfertigen, dienen solche Schuldzuweisungen vor allem den Eliten als Blitzableiter. Möglicher vereinter Sozialprotest gegen Armutspolitik soll so verhindert werden.

Wir freuen uns auf einen gemeinsamen Abend im Kiez mit allen Interessierten.